Rhodos
Rhodos liegt in der Ostägäis und gehört zur Inselgruppe des Dodekanes. Die Insel ist etwa 80km lang und 35km breit.
Die reizvollsten Ecken finden sich vor allem im südlichen Teil der Insel. Schroffe Felsküsten, lichte Pinienwälder und windumtose Phrygana prägen dort das Landschaftsbild.
Unter Orchideenfreunden ist Rhodos ein bekanntes und sehr beliebtes Reiseziel.
Auf engem Raum kann man hier im Frühjahr ohne große Mühe über 50 Orchideenarten entdecken.
Regenreiche Winter, eine abwechslungsreiche Geologie und vielfältige Biotopstrukturen begünstigen die große Artenvielfalt.
Rhodos liegt in der Schnittstelle zwischen ostmediterraner und orientalischer Florenzone. Das macht die Insel aus botanischer Sicht so interessant.
Auch auf Rhodos wurden in jüngster Zeit einige Orchideenarten neu beschrieben, so dass es inzwischen eine relativ unübersichtliche Artenvielfalt speziell innerhalb der Gattung Ophrys gibt.
Eine Entwicklung, die nicht unumstritten ist und kritisch hinterfragt werden sollte. Denn aufgrund der enormen Variabilität der Ragwurze fällt die Abgrenzung ähnlicher Arten im Gelände nicht leicht und sorgt oft für Verwirrung.
Ragwurz-Highlights von Rhodos
Von Schnepfen- und Hummelragwurzen
Die Ragwurze aus dem Formenkreis Ophrys oestrifera s.l. und Ophrys holoserica s.l. sind sich relativ ähnlich und werden im allgemeinen durch den Bau ihrer Lippe unterschieden. "Schnepfen" haben eine länglich ovale Lippenform, "Hummeln" eine mehr kompakte, quadratische oder trapezartige Lippenform.
Während Schnepfenragwurze im östlichen Mittelmeergebiet unter Ophrys oestrifera s.l. fallen, werden sie weiter westlich (ab Frankreich) als Ophrys scolopax angesprochen. Die schnepfenartige Lippenform wird auch als "scolopaxoid" bezeichnet.
In Griechenland und in der Ägäis zählen die Schnepfen-Ragwurze zu den formenreichsten und variabelsten Ophrys-Arten überhaupt. Die Palette reicht von kleinen bis sehr großen Blüten, die entweder mit kurzen oder langen Seitenhörnern ausgestattet sind. Lippenform und Malzeichnung können ebenfalls stark variieren, wobei die Übergänge zu den Hummelragwurzen oft fließend sind.
In individuenreichen Biotopen findet man häufig Pflanzen der unterschiedlichsten Merkmalsausprägungen nebeneinander.
Der Dschungel der existierenden Arten ist dicht und unübersichtlich und lässt die Bestimmung vor Ort zur Herausforderung werden.
Es wäre allerdings auch zu einfach, alle Schnepfenragwurze über einen Kamm zu scheren und sie auf eine Art zu reduzieren.
Damit würde man einigen gut differenzierten Sippen nicht gerecht werden.
Auf Rhodos kann man im zeitigen Frühjahr drei schnepfenartige Ragwurze finden, die sowohl morphologisch als auch ökologisch gut zu unterscheiden sind.
Die Dodekanes-Ragwurz (Ophrys dodekanensis) ist die erste in der Blütenfolge (bereits ab Ende Januar). Sie ist auf Rhodos häufig und ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in der Inselmitte in den lichten Kiefernwäldern um den Profitis Ilias.
Hauptmerkmale sind die kleinen, tief dreilappigen Lippen und die große Narbenhöhle.
Die Kleine gehörnte Ragwurz (Ophrys cornutula) ist auf Rhodos relativ selten und hauptsächlich in offener Phrygana ganz im Süden der Insel zu finden. Ihre Blütezeit beginnt erst ab Mitte März. Sie trägt ebenfalls sehr kleine Blüten, die relativ lang gehörnt sind.
Die Calypso-Ragwurz (Ophrys calypsus) wächst in offenen Biotopen, vor allem im Ostteil der Insel zwischen Lardos und Lindos. Auch sie blüht schon relativ zeitig ab Anfang März. Ihre mittelgroßen bauchig runden Blüten erinnern im Erscheinungsbild an eine Hummelragwurz.
