Kreta ist neben Rhodos die bekannteste und wohl meist besuchte "Orchideeninsel" Griechenlands.
Kreta ist nicht nur die größte Insel Griechenlands, sondern stellt gleichzeitig auch die südlichste Region Europas dar.
Mit einer West-Ost-Erstreckung von 255km, aus der sich drei Gebirgsmassive mit Höhen von jeweils mehr als 2000m erheben, wirkt die Insel wie eine landschaftliche Barriere zwischen dem europäischen und afrikanischen Kontinent.
Aufgrund dieser geografischen Lage und den vielfältigen landschaftlichen, geologischen und klimatischen Gegebenheiten ist die Flora Kretas überaus artenreich.
Mehr als 60 Orchideenarten kann man auf der Insel entdecken, wobei sich die Hauptblütezeit der meisten Arten von März bis Mai erstreckt.
Das Hauptaugenmerk vieler Orchideenfreunde gilt natürlich den vielen Ragwurzarten, von denen es einige Endemiten in verschiedenen Gebieten der Insel zu bewundern gibt.
Besonders hervorzuheben sind die Pflanzen aus dem Artkomplex der kretischen Ragwurze (Ophrys cretica), von denen auf Kreta drei Sippen unterschieden werden.
Sie stellen charakteristische Florenelemente der Insel dar und sind somit das Sinnbild für die Orchideen Kretas schlechthin.
Winterorchideen auf Kreta
Die Orchideenblüte auf Kreta erstreckt sich über das ganze Jahr.
Bereits im Januar und Februar kann man in klimatisch begünstigten Gebieten der Insel mehrere Orchideenarten entdecken.
Ein besonderes Phänomen Kretas ist die große Anzahl von Orchideenpaaren, d.h. gleiche oder ähnliche Arten, von denen eine früher, die andere später blüht.
Einige der frühblühenden Sippen zeigen zum Teil deutliche morphologische Unterschiede zu ihren später blühenden Verwandten und wurden deshalb als eigenständige Arten bzw. Unterarten beschrieben.
Spektakulär ist beispielsweise die Königliche Ragwurz (Ophrys omegaifera ssp. basilissa), die mit einer Blütengröße von mehr als 3cm mit zu den größten Ragwurzarten überhaupt zählt. Die später blühende Omega-Ragwurz (Ophrys omegaifera) ist wesentlich kleiner.
Das Hügel-Knabenkraut (Orchis collina) ist dagegen kaum variabel und zählt im ersten Blühschub zu einer der frühesten Orchideenarten auf Kreta, die an manchen Stellen schon ab Dezember ihre Blüten öffnet.
Das Landschaftsbild Zentralkretas wird allerorten vom mächtigen Ida-Gebirge dominiert, das mit dem 2.456m hohen Psiloritis den höchsten Gipfel Kretas aufweist.
Südlich davon erstrecken sich stark zerklüftete Bergmassive, die steil zur Küste hin abfallen und zu den orchideenreichsten Gebieten auf der Insel zählen. Mit etwas Glück kann man hier von März
bis April über 40 Orchideenarten entdecken.
Viele davon sind nicht selten und können in den weitläufigen Phrygana-Hängen zwischen Spili und Agia Galini große Bestände bilden.
Einer der häufigsten und auffälligsten Orchideen ist hier u.a. das Italienische Knabenkraut (Orchis italica).
Orchideen-Endemiten
Das südliche Zentralkreta ist Verbreitungsschwerpunkt der Kretischen Ragwurze. Zwei Unterarten sind hier beheimatet:
Die eigentliche Kretische Ragwurz (Ophrys cretica ssp. cretica) ist ein Endemit Kretas und eine relativ spät blühende Sippe (ab Ende März), während die früher blühende Ariadne-Ragwurz (Ophrys cretica ssp. ariadnae) auch außerhalb Kretas in Südgriechenland verbreitet ist.
Der Individuenreichtum aber auch die Variabilität beider Unterarten in Zentralkreta ist enorm und kann die exakte Bestimmung vor allem dann erschweren, wenn man sich im Übergang der Blütezeiten
befindet.
Ophrys cretica ssp. cretica wirkt im Erscheinungsbild etwas schlichter als ihre Schwesternart. Die Malzeichnung der Lippe ist oft weniger ausgeprägt, die Seitenlappen stehen weiter ab und das
Perigon ist oft grün und weniger rötlich gefärbt.
Ein weiterer echter Endemit Kretas ist das seltene Sitia-Knabenkraut (Orchis sitiaca), das nur auf sauren Böden vorkommt, vorzugsweise in offenen Phrygana-Biotopen auf Serpentin.